Bildung, Begegnung und neue Perspektiven
Zur Zeit der Akademie besuche ich die 12. Jahrgangsstufe des Schloss Gymnasiums Mainz. Besonders interessierte ich mich für Klimaphysik, weshalb mich der Kurs zu SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz – sofort ansprach. Einen persönlichen Bezug zu China hatte ich zuvor kaum, was den Austausch für mich umso spannender machte. Ich meldete mich eher spontan an, rechnete aber nicht damit, zu den 16 ausgewählten Teilnehmenden zu gehören.
Die Akademie fand in einer abgelegenen Jugendherberge statt – für mich am anderen Ende Deutschlands. davon war ich nicht begeistert, doch die gut organisierte Anreise und die angenehme Atmosphäre vor Ort machten diesen Eindruck schnell wett. Die Jugendherberge war ruhig gelegen und bot mit einer Freiluftbühne, einem See, Sportmöglichkeiten und Lagerfeuerstellen ideale Bedingungen für unser vielfältiges Programm.
In den acht Tagen erlebten wir sieben Tage intensives Akademieprogramm mit insgesamt 18 Stunden Kursarbeit, 14 Stunden Chinesischunterricht und über 20 Stunden kursübergreifender Aktivitäten (KüAs). Letztere umfassten alles, was wir selbst gestalten wollten – von Architekturprojekten über Sport bis hin zu Kicker- und Billard Turnieren. Für Teilnehmende aus Bundesländern ohne Ferien wurde sogar eine KüA speziell für Schulaufgaben angeboten. Jeden Morgen starteten wir mit einem Plenum, in dem der Tagesablauf besprochen wurde. Trotz des geplanten Programms herrschte eine lockere, offene und warme Stimmung. Die Kursleiter:innen – oft Studierende nur wenige Jahre älter als wir – vermitteln Inhalte auf Augenhöhe und kümmern sich sehr lieb um jeden einzelnen.
In den Kursen selbst waren sowohl deutsche als auch chinesische Teilnehmer, wodurch bei jeder Aufgabe die Frage aufkam, wie verschieden wir Dinge betrachten. Mein Kurs war sehr abwechslungsreich und kreativ aufgebaut: Mit dem Thema Klimaschutz erarbeiteten wir eine täglich wachsenden SDG-Mindmap, beschäftigten uns mit Ungleichheiten, Biodiversität, Klima Erkenntnissen, führten Video-Calls mit Vertreter:innen der Letzten Generation und Germanwatch und gingen zur Reflexion auch mal raus in die Natur und unterhielten kreuz und quer.
Ein Highlight war die gemeinsame Exkursion nach Berlin. Wir besuchten das Auswärtige Amt, das Zukunftsmuseum Futurium und eine Tape-Art-Werkstatt mit Bezug zu China: Ein chinesisches Künstlerpaar, das während der Corona-Pandemie in Deutschland gestrandet war, hatte dort die Wände eines Raums mit Geschichten aus komplexen Schriftzeichen bemalt – ein beeindruckender Ausdruck von Resilienz und Kreativität.
Auch der Chinesischkurs hinterließ einen bei mir bleibenden Eindruck. Obwohl wir nur einfache Sätze und Grundlagen lernten, vermittelte uns unser Lehrer – mit viel Herz und Humor – die Sprache so anschaulich, dass ich bis heute Chinesisch lerne. Der Kurs weckte nicht nur Interesse an der Sprache, sondern auch den Wunsch, im Rahmen meines Studiums nach China zu gehen.
Jedoch waren die Kurse gar nicht das beste in der Akademie. In den KüAs und den Abend Programmpunkten hatte man unzählige Möglichkeiten, gemeinsame Interessen und Hobbies auszutauschen. Die Teilnehmenden gestalteten die Party und den Bunten Abend eigenständig mit – mit einem kleinen Planungsteam entstand ein überbordendes Programm, das bis spät in die Nacht reichte: Es wurde getanzt, gesungen, Klavier gespielt, eine Game-Show veranstaltet, Gedichte vorgetragen, Teams traten gegeneinander an – und vor allem wurde gemeinsam gelacht.
Diese Akademie war mehr als nur eine außerschulische Veranstaltung – sie war ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, Perspektiven wechseln und sich selbst neu entdecken. In einer so offenen und herzlichen Atmosphäre fällt es leicht, über sich hinauszuwachsen und völlig neue Möglichkeiten zu entdecken. Wenn ich heute zurückblicke, bin ich dankbar für diese prägende Zeit – und kann jeder Schülerin und jedem Schüler nur ans Herz legen, sich auf solch eine Erfahrung einzulassen.

Colin Reich (Jg.2005) lebt seit ein paar Jahren in Mainz und hat 2024 sein Abitur abgeschlossen. Sprachen lernen war vorher gar nicht seine Stärke, doch nun findet er es viel spannender, wodurch Chinesisch lernen zu einem neuen Hobby wurde. Er geht nun in Mainz seinem Studium nach und erhofft er sich in ferner Zukunft, seine Studieninhalte mit Chinesisch kombinieren zu können.